Auch 2023 hatten wir an der Strecke unserer CSD-Demonstration eine hochkarätig besetzte, 5-köpfige Jury sitzen.
Von dieser Jury ausgezeichnet wurden drei Formationen, die bei ihrer Teilnahme an der Demonstration für Vielfalt, Akzeptanz und Gleichberechtigung besonders herausragende Leistungen zeigen. Alle Formationen nehmen automatisch an der Bewertung und dem Wahlprozess teil. Das fünfköpfige Gremium blickt anhand von drei Kriterien auf die Demonstration: politische Botschaft, Kreativität und Umsetzung. Die Aufgabe der Jury ist die Beurteilung jeder teilnehmenden Formation anhand der genannten Kriterien. Die Auszeichnung der drei besten Formationen erfolgt im Rahmen der CSD-Hocketse.
Jury 2023 (v.l.n.r.) Florian Wahl, Oliver Hildebrand, Frl. Wommy Wonder, Bianka Durst, Gabriele Reich-Gutjahr
Jury-Mitglieder der CSD-Demonstration 2024
Ulrike Zich
Ich freue mich sehr, bei der CSD-Demonstration als Jury-Mitglied dabei zu sein und auf die Menschen, die für ihr Recht auf ein freies Leben aktiv eintreten.
In der Funktion der Vizepräsidentin gehöre ich dem Präsidium des DRK-KV-Stuttgart seit 2019 als ehrenamtliches Mitglied an.
Beruflich habe ich über 30 Jahre als Bezirksvorsteherin in den Stuttgarter Stadtbezirken Botnang und Weilimdorf gearbeitet.
Dass das Präsidium des DRK-Kreisverbandes gerade mich als Jurymitglied Stuttgart PRIDE entsendet, hängt auch mit einer besonderen Aufgabe zusammen, die ich im Bezirksamt Weilimdorf ausüben durfte. Mit Einführung des Lebenspartnerschaftgesetzes (2001) wurden in der Stadtverwaltung Stuttgart zwei Personen (Bezirksvorsteher) ausgewählt, diese Lebenspartnerschaften für die Gesamtstadt feierlich zu beurkundenn. So durfte ich diese völlig neue Aufgabe übernehmen und mitgestalten. Ab 2017 wurde gleichgeschlechtlichen Paaren endlich die Eheschließung ermöglicht, was viele Paare erneut nach Weilimdorf ins Standesamt führte um nun endlich „richtig“ zu heiraten.
Susanne Heydenreich
Es geht in dieser Parade nicht "nur" um den Spaß, darum, Quatsch zu machen, neugierige Menschen mit Buntheit und Querness zu erfreuen, zu beeindrucken, vielleicht auch erschrecken zu wollen, nein, es geht erst mal darum, dass anders Denkende dieses Recht akzeptieren - Beim CSD geht es auch darum, davon zu überzeugen, dass jeder Mensch, egal wo auf der Welt geboren, ein Grundrecht auf Leben hat. Sich darin freiheitlich so entwickeln zu dürfen, wie wir durch unsere Gene, unseren Charakter und unsere Erziehung geprägt sind, daraus entwickelt sich logischerweise eine diverse Vielfalt.
Von Kindheit an habe ich im Theater diese Menschen um mich gehabt - sie haben sich bis heute um mich ebenso gekümmert wie meine Eltern - unter diesen Menschen fanden meine Eltern und auch ich die klügsten und wortgewandtesten Wegbegleiter und die zuverlässigsten Freunde - daran hat sich bis jetzt nichts geändert.
Ein selbstverständlicher unaufgeregter und normaler Umgang mit (dieser) Vielfalt würde uns allen das Leben erleichtern. "Jetzt erst recht!" ist natürlich schon wieder eine Art Kriegserklärung - man könnte das auch anders sagen - andererseits verstehe ich den aufrechten Zorn mancher, von derartiger Verbohrtheit, Betroffener sehr gut. Wenn anderenorts auf der Welt Menschen aufgrund ihrer sexuellen Veranlagung geächtet und umgebracht werden, dann ist das ein, die Augen vor der Welt verschließender, fälschlicherweise gern mit Religion begründeter Rückschritt. Insofern ist ein "Jetzt erst Recht!" (- das letzte Wort bewußt groß geschrieben, denn es ist, bzw. impliziert Vielfalt auch Lebens-Recht - und das ist tatsächlich in unserer Gesellschaft und Zeit überfällig, also muss man es immer wieder entsprechend streitbar einfordern.
Markus Eisenbraun
„Vor 55 Jahren sind die Ursprünge des CSD in New York zu suchen. Für mich als Stuttgarter Polizeipräsident ergeben sich da gleich mehrere Bezüge weswegen ich mich freue bei diesjährigen Pride mit der Jurybühne sein zu dürfen. Zum einen eint mich das Lebensalter mit der CSD-Bewegung und wenn man sich die Zeit nimmt und zurückblickt auf die weite Strecke, dann stellt man fest wie man sich selbst verändert hat, aber insbesondere welche außerordentliche Entwicklung die CSD-Bewegung in diesen Jahren gemacht hat.
Man darf an die anfängliche Skepsis von Teilen der Bevölkerung erinnern, aber umso mehr stolz sein welch breite Akzeptanz die dahinter stehenden Themen mittlerweile haben. Die Gründe damals gegen das Vorgehen der New Yorker Polizei zu demonstrieren ist für die Polizei weltweit und auch für die Stuttgarter Polizei eine gewisse Verantwortung. Ein Vergleich mit einer amerikanischen Polizei ist zwar nicht sachgerecht und dennoch hat sich auch die deutsche Polizei in den vergangenen Jahrzehnten enorm verändert. Der gesellschaftliche Wandel spiegelt sich auch in der Polizei wieder, die sich in Stuttgart ohnehin früh zu ihrer Vielfältigkeit bekannt hat.
Es gibt nicht die einheitliche Gesellschaft, nicht die eine Denkweise, nicht das eine Verständnis eines gesellschaftlichen Miteinanders… Deswegen ist das Motto „jetzt erst Recht“ ein richtiges um der von den Rändern vorangetriebenen Polarisierung etwas entgegen zu setzen und unsere Pluraliät in dieser Gesellschaft zu stärken.
Von daher bin ich stolz / pride dieses Jahr ein Teil der Stuttgarter PRIDE zu sein!“
Holger Glück
Ich freue mich sehr als 1. Vorsitzender den Lederclub Stuttgart e.V. in der Jury der CSD-Demonstration vertreten zu dürfen.
Seit Gründung unseres Vereines im Jahr 1976 setzt sich der LC für Vielfalt, Respekt, Akzeptanz und Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft ein. Als Gründungsmitglied der IG CSD freut es uns zu sehen wie die CSD-Demonstration von Jahr zu Jahr größer und vielfältiger wurde und daß immer mehr Organisationen aus Gesellschaft und Politik gemeinsam für die Rechte von queeren Menschen auf die Straße gehen.
Ich bin schon sehr gespannt wie kreativ und facettenreich die politischen Forderungen in diesem Jahr präsentiert werden.
Gemeinsam haben wir schon vieles erreicht und dies soll an einem solchen Tag natürlich auch gefeiert werden, allerdings ist die CSD-Demonstration weit mehr als eine große Party. Noch immer sind wir weit entfernt von selbstverständlicher Akzeptanz und Offenheit gegenüber einem vielfältigen Miteinander. Es versuchen im Gegenteil extreme religiöse und politische Gruppierungen Haß gegen LGBT*-Menschen zu schüren und immer öfter kommt es zu Anfeindungen, Beleidigungen und sogar körperlicher Gewalt. Deshalb müssen wir alle nicht nur am CSD gemeinsam für unsere Rechte einstehen und
Vielfalt Leben – Jetzt erst Recht!
Oliver Hildenbrand & Florian Wahl
Es ist uns eine große Freude und Ehre, dass wir als Vorstände der Aidshilfe Baden-Württemberg in der Jury der Stuttgart Pride mitwirken dürfen. Auch in diesem Jahr werden wieder über 100 Formationen, mehrere Zehntausend Teilnehmer*innen und Hunderttausende Besucher*innen in Stuttgart erwartet. Damit macht die CSD-Demonstration die politischen und gesellschaftlichen Forderungen der queeren Community weit über die Grenzen Stuttgarts für alle sichtbar und unüberhörbar: für Vielfalt, Akzeptanz und gleiche Rechte.
Wir sind gespannt, wie kreativ die Formationen in diesem Jahr ihre politischen Botschaften umsetzen werden. Und wir freuen uns, gemeinsam mit Ulrike Zich vom Präsidium des DRK-Kreisverbandes, Susanne Heydenreich vom Theater der Altstadt, Polizeipräsident Markus Eisenbraun und Holger Glück vom Lederclub Stuttgart die drei besten Formationen auszeichnen zu dürfen.