„Nie wieder still! Laut für Freiheit, stark für Vielfalt“ – So lautet das Motto der diesjährigen Stuttgart PRIDE. Das Motto ist Teil der bundesweiten CSD-Kampagne, die Anfang des Jahres anlässlich der Bundestagswahl gestartet ist. Zur Pride-Saison startet die Bundeskampagne unter dem Motto „Nie wieder still!“ in die nächste Runde.  

„Das Tauziehen um die Regierungsbildung und vor allem der Wahlkampf zuvor haben gezeigt, dass viele Menschen in diesem Jahr weiter politisch nach rechts gerückt sind. Dabei spalten gesellschaftspolitische oder wirtschaftliche Themen auch die queere Community. Dennoch sollten wir in wichtigen Punkten, die uns als LGBTQIA*-Menschen gleichermaßen betreffen, auch weiterhin geschlossen auftreten und uns für unsere gemeinsamen Ziele und unsere hart erkämpften Rechte einsetzen. Denn fällt der erste Dominostein, werden weitere auch nicht mehr unantastbar bleiben. 

Betina Starzmann

Vorstand Stuttgart PRIDE

Der Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung birgt keine wirklichen Verbesserungen für queere Menschen in Deutschland, sondern lediglich leere Floskeln wie die Selbstverpflichtung, queeres Leben zu schützen und Gleichberechtigung zu gewährleisten. Er sieht keine konkreten politischen Maßnahmen vor, um Diskriminierung weiter abzubauen und geschlechtliche und sexuelle Vielfalt zu stärken.  

Im Gegenteil. Es wurde vereinbart, das erst 2024 in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz bezüglich seiner Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche und den Schutz von Frauen zu prüfen. Auch ein Bekenntnis zur Reform des Abstammungsrechts, das bisher vor allem zwei Mütter*-Familien diskriminiert, ist nicht enthalten. Die Ergänzung von Artikel 3, Absatz 3 im Grundgesetz, die queere Menschen explizit unter den Schutz der Verfassung stellt, ist im Koalitionsvertrag nicht enthalten. Nur zwei Mal taucht auf 144 Seiten das Wort „queer“ auf. Der „Aktionsplan Queer leben“ der Ampel-Regierung wird nicht erwähnt. 

Das nehmen wir nicht hin! Eine gerechte Gesellschaft ist nur möglich, wenn queere Menschen und andere marginalisierte Gruppen völlig gleichgestellt sind. Wir kämpfen auch nach der Bundestagswahl weiter und lassen uns auch nicht in Zukunft unsichtbar machen. Wir sind laut für Freiheit und stark für Vielfalt!

Lars Lindauer

Vorstand Stuttgart PRIDE

Kernforderungen an die Politik

Die Kampagne der bundesweiten CSD-Bewegung formuliert deshalb drei Kernforderungen an die Politik, denen wir uns als Stuttgart PRIDE anschließen:  

Queere Menschen müssen durch das Grundgesetz in Artikel 3 Absatz 3 besser geschützt werden. Community- und Beratungsstrukturen müssen finanziell abgesichert werden. Die Bundesregierung muss Hasskriminalität und Hatespeech gegen queere Menschen wirksam bekämpfen.   

Die diesjährige Schirmperson der Stuttgart PRIDE, der Vorstandsvorsitzende der VfB Stuttgart 1893 AG, Alexander Wehrle, schrieb dazu in seinem Grußwort im Rahmen der CSD-Kulturwochen im Juli: „Es braucht uns alle, es braucht das Engagement im Großen wie im Kleinen, um unser freiheitlich demokratisches und vielfältiges Gesellschaftsmodell zu bewahren – aktuell vielleicht sogar mehr denn je.“  

Deutschlandweit beteiligen sich 45 CSDs: Sichtbar und laut bleiben 

Mehr als 120 CSDs in ganz Deutschland gehen in der Pride-Saison 2025 mit ihren individuellen Mottos auf die Straße, dutzende davon verbunden unter unserem gemeinsamen Ruf „Nie wieder still!“ – ein Versprechen, das wir uns selbst und aneinander geben. Wir schweigen nicht mehr, wenn unsere Rechte zu bloßer Verhandlungsmasse degradiert werden. Wir schweigen nicht, wenn man uns übersieht oder überhört. Wir waren, wir sind und wir bleiben ein Teil dieser Gesellschaft.  

Wir als Stuttgart PRIDE stehen dafür als sichere Anlaufstelle ein – egal ob lesbisch, schwul, bi, trans, nonbinär, inter, asexuell oder einfach: queer. Unsere Veranstaltungen sollen einen sicheren Ort bieten, an dem sich alle Menschen wohlfühlen und so sein können, wie sie sind.  

Mit „Nie wieder still“ setzen wir ein starkes und deutschlandweit gemeinsames Zeichen: Wir werden gehört – laut und deutlich. Wir stehen solidarisch zusammen, zeigen Präsenz, kämpfen für unsere Rechte und feiern unsere Vielfalt. 

Die CSD-Kulturwochen finden in diesem Jahr vom 11. bis 27. Juli unter dem Motto „Nie wieder still! Laut für Freiheit, stark für Vielfalt.“ statt. Nach dem CSD-Empfang im Stuttgarter Rathaus am 11. Juli zieht die CSD-Demonstration am 26. Juli durch die Stadt und endet mit der CSD-Kundgebung am Schlossplatz. Im Anschluss findet am 26. und 27. Juli die CSD-Hocketse mit Infomeile, das Straßenfest zur Stuttgart PRIDE, auf dem Markt- und Schillerplatz statt.Â